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Die Suche nach den besten Aktien für langfristige Renditen ist für viele Anleger eine zentrale Frage. Auf den ersten Blick scheinen Technologieunternehmen, die in den letzten Jahrzehnten enorme Wachstumsraten verzeichneten, die logische Antwort zu sein. Doch bei genauerer Betrachtung zeigt sich ein differenzierteres Bild. Eine Studie von Hendrik Bessembinder, die die besten Aktien der letzten 100 Jahre analysierte, liefert überraschende Ergebnisse: Unter den Top-Performern befindet sich lediglich ein Technologieunternehmen – International Business Machines (IBM).
Warum dominieren nicht Technologieunternehmen die langfristigen Spitzenplätze?
Der Technologiesektor hat zweifellos in den letzten Jahrzehnten einige der spektakulärsten Wachstums-Stories hervorgebracht. Unternehmen wie Apple, Microsoft und Nvidia sind Synonyme für Innovation und Marktführerschaft. Doch warum sind sie nicht an der Spitze der langfristigen Performance Liste?
- Junges Alter vieler Tech-Firmen: Viele der heutigen Tech-Giganten wurden erst in den letzten 20-30 Jahren gegründet, was im Vergleich zu Unternehmen mit einer über 100-jährigen Geschichte eine relativ kurze Zeitspanne ist. Unternehmen wie Coca-Cola oder Johnson & Johnson existieren seit weit über einem Jahrhundert und hatten somit deutlich mehr Zeit, um über Generationen hinweg stabile Renditen zu erzielen.
- Disruptions-Zyklen im Technologiesektor: Technologiekonzerne sind besonders anfällig für schnelle Innovationszyklen und Disruptionen. Der technologische Fortschritt schreitet rasant voran, wodurch selbst führende Unternehmen ständig von neuen Wettbewerbern herausgefordert werden. Ein Beispiel hierfür ist Apple: Obwohl das Unternehmen heute zu den wertvollsten der Welt zählt, stand es 1996 kurz vor der Insolvenz. Diese Volatilität und das hohe Risiko von Marktveränderungen wirken sich auf die langfristige Stabilität der Renditen aus.
Die wahren Gewinner: Konsumgüter, Industrie und Gesundheitswesen
Interessanterweise dominieren in langfristigen Analysen nicht Technologieunternehmen, sondern Firmen aus stabilen Branchen wie Konsumgüter, Industrie und Gesundheitswesen. Diese Unternehmen teilen mehrere gemeinsame Merkmale:
- Konsolidierte Industrien mit hohen Eintrittsbarrieren: Unternehmen in diesen Sektoren agieren oft in Märkten, die durch wenige dominante Player geprägt sind. Die hohen Kosten für Markteintritt oder technologische Nachahmung schützen etablierte Firmen vor neuer Konkurrenz.
- Preissetzungsmacht: Unternehmen mit starker Markenbekanntheit und loyaler Kundschaft können ihre Preise auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten durchsetzen. Ein Paradebeispiel hierfür ist Coca-Cola, das dank seiner globalen Marke und Vertriebsstruktur über Jahrzehnte hinweg konstante Gewinne erzielte.
- Begrenzte technologische Disruption: Während der Technologiesektor ständig im Wandel ist, sind Industrien wie Konsumgüter oder das Gesundheitswesen weniger anfällig für radikale Veränderungen. Dies führt zu einer stabilen Umsatz- und Gewinnentwicklung.
Technologieaktien: Kurzfristig dominant, langfristig volatil
Wenn man die Perspektive von 100 Jahren auf 20 Jahre verkürzt, zeigt sich ein anderes Bild. In kürzeren Zeiträumen gehören Technologieunternehmen tatsächlich häufiger zu den Spitzenreitern. Die rasante Entwicklung von Unternehmen wie Nvidia verdeutlicht dieses Muster. Seit der Gründung im Jahr 1993 hat sich Nvidia von einem kleinen Grafikchip-Hersteller zu einem der größten Konzerne der Welt entwickelt. Der Boom der Künstlichen Intelligenz und die gestiegene Nachfrage nach leistungsstarken Prozessoren haben das Unternehmen in den letzten Jahren zu einem der profitabelsten überhaupt gemacht.
Diese Entwicklung zeigt, dass technologische Disruption bei jungen Unternehmen oft als Katalysator für schnelles Wachstum dient. Während etablierte Tech-Giganten Gefahr laufen, Opfer ihrer eigenen Größe und Innovationszyklen zu werden, profitieren jüngere Unternehmen von neuen Technologien und Märkten.
Was bedeutet das für langfristige Anleger?
Die Auswahl von Aktien für langfristige Investitionen erfordert ein tiefes Verständnis der Branchenstrukturen und der spezifischen Unternehmensmerkmale. Technologieunternehmen bieten zweifellos enorme Wachstumschancen, sind jedoch auch mit höheren Risiken verbunden. Für Anleger, die auf langfristige Stabilität und kontinuierliche Renditen setzen, könnten Unternehmen aus konsolidierten Branchen mit hohen Eintrittsbarrieren und starker Preissetzungsmacht die bessere Wahl sein.
Schlüsselfaktoren für die Auswahl langfristiger Investments:
- Branchenstruktur: Wie stabil ist die Branche? Gibt es viele neue Wettbewerber oder handelt es sich um einen konsolidierten Markt?
- Wettbewerbsvorteile: Verfügt das Unternehmen über nachhaltige Wettbewerbsvorteile wie starke Marken, Netzwerkeffekte oder Patente?
- Preissetzungsmacht: Kann das Unternehmen seine Preise auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten durchsetzen?
- Fähigkeit, Innovationszyklen zu meistern: Ist das Unternehmen in der Lage, sich an neue technologische Entwicklungen anzupassen oder sogar von ihnen zu profitieren?
Langfristig erfolgreiche Investitionen basieren nicht nur auf dem aktuellen Markt-Hype, sondern auf der sorgfältigen Analyse dieser grundlegenden Faktoren. Während Technologieunternehmen in bestimmten Phasen spektakuläre Renditen liefern können, haben sich über lange Zeiträume hinweg oft Unternehmen aus stabilen Branchen als die zuverlässigsten Performer erwiesen.